Homeoffice-Biases - verzerrende Faktoren in der virtuellen Arbeitswelt

Unconscious Biases im Homeoffice

Lock-down, Remote Work, Homeoffice - wir haben in der Pandemie verstärkt Erfahrungen gesammelt, natürlich auch mit den verschiedensten Kommunikationstools.

Gibt es hier spezielle Biases, die unsere Entscheidungen beeinflussen?

Selbstverständlich!

Es sind vor allem der "Spotlight Effect" und der "Distance Bias", die deutlich wirken können.

Ich kenne als Gründer mehrerer Unternehmen die Herausforderungen gut. Sehr hilfreich war für mich die wichtigsten Biases zu kennen, die dem Erfolg entgegenwirken können. 

Es ist gut diese im Auge zu behalten - sie können auch bei der Expansion bzw. der Umgestaltung des Geschäftsmodells wirken!


Spotlight Effect - wir fühlen uns stärker im Mittelpunkt als es der Fall ist

Der Bias beschreibt die Tendenz das Ausmaß zu überschätzen, wie uns andere wahrnehmen. Das heisst, dass andere unseren Auftritt bzw. die generelle Außenwirkung (z.B. bei einem "bad hair day" oder einem Fleck auf dem Shirt) signifikant weniger Bedeutung zumessen als wir selbst glauben.

Videokonferenzen können diesen Effekt leicht verstärken - in Studien zeigte sich etwa, dass sich die Teilnehmenden teilweise über  50% der Zeit damit beschäftigen sich selbst anzusehen und ihre Wirkung zu überprüfen.

Das Fehlen non-verbaler Kommunikation bzw. technische Schwierigkeiten bei Videomeetings machen diese an sich schon anstrengend. Der Spotlight Effekt, der zusätzliche Fokus auf die eigenen Wirkung, verstärkt dies - wir empfinden daher ein zweistündiges Zoom-Meeting als wesentlich ermüdender als ein Gespräch face-to-face.

 

Was ist das Problem?

Wir verlieren nicht nur Fokus auf den eigentlichen Inhalt, der zusätzliche Stress-Faktor kann dazu führen sich weniger Informationen aus dem Videomeeting zu merken bzw. weniger effektiv teilzunehmen. 

 

Was können wir machen - De-Biasing in Action:

  • Wenn man sich dabei ertappt im Videomeeting wieder aufs eigene Bild zu sehen, am besten ins Gedächtnis rufen, dass das Aussehen von anderen nicht als negativ gesehen wird (vergleichsweise wirkt zu große Nähe zur Kamera, Essen oder Kaugummikauen wesentlich störender)
  • Vielleicht braucht es gar kein Videomeeting - das Telefon kann wohl viele Themen abdecken und dadurch negative Effekte mildern. Video ist v.a. bei virtuellem Engagement vorteilhaft - hier hilft kritisch Medium, Nutzen und mögliche Nachteile zu bedenken, bevor das Meeting organisiert wird.
  • Visuelles hilft beim Verständnis von Botschaften - es muss der Fokus aber nicht auf Personen liegen. Screen Sharing kombiniert mit nur punktuellem Video-Einsatz kann hier effektiv sein.

 

Remote Work kann nicht nur stärker ermüden, es gibt hier auch einen Effekt, der auf Priorisierung und Beurteilungen wirkt.

 

 

Distance Bias - aus den Augen, aus dem Sinn

Dieser Bias bezeichnet die Tendenz das, was nahe bei uns ist, zu favorisieren (gilt nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich - die nahe Deadline wird etwa als wichtiger gesehen als die spätere).

Der Bias wirkt sich in mehrerer Hinsicht aus:

  1. Auf unsere Priorisierung - die Arbeit im Homeoffice kann eine gefühlt stärkere Distanz zu den Aufgaben mit sich bringen. Diese werden möglicherweise im Vergleich mit unmittelbar verfügbaren Alternativen zuhause weniger priorisiert bzw. mit weniger Fokus erledigt.
  2. Auf die Bewertung bzw. Beurteilung von Ressourcen oder Personen - die Nähe beeinflusst die Präferenz zwischen mehreren Optionen. Dies muss nicht unbedingt das beste Kriterium für eine Entscheidung sein. Die Sichtbarkeit und Nähe bedeutet stärkere Fokussierung - wenn etwa eine Person im Büro mit der Teamleiterin sitzt und zwei andere zuhause bzw. an einem anderen Standort arbeiten, ist eine unbewusste Präferenz zur nahen Person wahrscheinlich.

 

Dieser Bias kann die Wichtigkeiten bzw. Wertigkeiten verzerren - auch hier sind De-Biasing Maßnahmen sinnvoll:

  1. Zeitlich nähere Informationen werden leichter im Gedächtnis behalten (siehe auch availability bias). Dies kann sich etwa bei Mitarbeitergesprächen auswirken, bei denen der Fokus weg von der gesamten Beurteilungsperiode hin zu kürzlichen Ereignissen und Anekdoten geht > es empfiehlt sich eine effektive Dokumentation wesentlicher Punkte über einen längeren Zeitraum anzulegen.
  2. Interaktionen (z.B. in einem Team) sollten bewusst ausgeglichen gestaltet werden. Im Falle eines Mix zwischen Teammitgliedern im Büro und im Homeoffice sind letztere daneben stärker gefordert, pro-aktive Kommunikation zu suchen.
  3. Aufgaben können gemeinsam nach klar definierten Kriterien priorisiert werden. Distanz bedeutet Verzerrungen - gemeinsame Diskussion und Aufgabenaufteilung hilft die jeweiligen Ziele besser zu erreichen.

Was sind weitere Erfahrungen in der virtuellen Arbeitswelt?

In den letzten Jahren ging der Trend stark in Richtung virtuelles Arbeiten. Das zeigt sich unter anderem auch daran, dass Formate wie Coaching, Business Sparring oder Mentoring mittlerweile auch online etabliert sind (auch bei Mind your business).

Wir haben viel gelernt, werden aber noch weitere Erfahrungen machen und neue Erkenntnisse gewinnen. 

Schicken Sie gerne weitere Herausforderungen, Biases und Lösungsansätze zu Remote Work oder auch zu anderen gerade relevanten Themen an Mind your business - wir kümmern uns darum!